Traumatherapie
Situationen in denen Menschen von Ereignissen überrascht werden (wie Verkehrsunfälle, häusliche Unfälle, plötzliche Verluste vertrauter Menschen, die Diagnose einer schweren lebensbedrohlichen Krankheit, invasive medizinische Eingriffe, Gewalterfahrungen aller Art) oder langhaltende oder sich wiederholende existentiell bedrohliche und ausweglose Ereignisse bei denen Menschen sich schutzlos und hilflos fühlen, traumatisieren die meisten Menschen – selbst in der Rolle als Augenzeuge – erheblich. Das Verhalten das diese Menschen haben, bzw. die Symptomatik, ist eine normale Reaktion (im Denken, Fühlen und Verhalten) auf ein unnormales Ereignis. Viele Menschen leiden Jahre und Jahrzehnte nach traumatischen Erlebnissen an denen von Ärzten und Therapeuten aller Fachrichtungen oft nicht erkannten posttraumatischen Störungsbildern. „Die Zeit heilt alle Wunden“ ist als Trost und Hoffnung spendende Äußerung durch die Forschung der letzten Jahre widerlegt.
Körper-, Ressourcen- und systemorientierte Traumatherapie (KReST)ist eine phasisch strukturierte, sanfte und ressourcenorientierte Form der Traumatherapie. Es werden tiefenpsychologische, behaviorale, imaginative, hypno- und körpertherapeutische Techniken zur Symptomreduktion und Heilung genutzt.
Grundlage ist die heilsame Beziehung innerhalb der Therapie. In einem geschützten Raum kann der KlientIn Sicherheit und Vertrauen neu finden, sich verstanden und akzeptiert fühlen. Der TherapeutIn achtet besonders auf Ressourcen und unterstützt die Möglichkeiten des Klienten zu Selbstverantwortung und Selbstregulation. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, verfügt der KlientIn über genug Suporting, kann ‚Traumakonfrontation‘ stattfinden.
Mehr über Trauma:
Was mir immer wieder begegnet ist, dass Menschen inzwischen den Begriff Trauma kennen, aber er oft falsch gefüllt ist. Die Idee, ein Trauma muss immer katastrophales Ereignis sein, ein schwerer Unfall, Gewalt, Vergewaltigung, Naturkatastrophen und ähnlich furchtbare Ereignisse, ist nur teilweise richtig. Natürlich können solche Ereignisse hochtraumatisch sein, aber es sind auch andere, viel alltäglichere Ereignisse potentiell traumatisch.
Wenn wir über Trauma reden, meinen wir oft Ereignisse, die uns überwältigt haben und wir uns hilflos gefühlt haben. Diese Definition hat heutzutage schon Risse bekommen, weil nicht alle Ereignisse, die uns potentiell dramatisieren können von Hilflosigkeit geprägt sind.
Es kann sein, dass ich mich einer Operation unterziehen und diese Operation von meinem Körper als traumatisch empfunden wird. Plötzlich entwickeln sich danach posttraumatische Belastungsstörungen, die ich mir nicht erklären kann, weil ich sie überhaupt nicht mit dem Ereignis, der Operation, in Verbindung bringe.
Oder viele stellen sich sexualisierte Gewalt, vor allem an Kinder, oft sehr gewalttätig vor. Das stimmt ganz häufig auch nicht, sondern der Täter schleicht sich ein, ist sehr nett, streichelt das Kind, manchmal genießt das Kind bis zu einem bestimmten Grad auch und trotzdem hat es eine traumatische Auswirkung. D.h. wir können nicht immer voraussagen, welche Ereignisse für uns traumatisch sind, Weil sie nicht für jeden Menschen die gleichen Folgen haben. Es hängt damit zusammen, in welchem Zustand wir uns gerade befinden, wie sich das Ereignis auf unserem Körper auswirkt und nicht unbedingt auf unserem Verstand.
Schocktrauma
Wenn wir über Trauma sprechen, meinen wir im Normalfall ein Schocktrauma. Das ist eine wichtige Unterscheidung. Unter einem Schocktrauma Versteht man ein singuläres Ereignis, dass hilflos macht, überwältigend ist und keinerlei Möglichkeiten mehr bietet, mit der Situation umzugehen. Das kann ein Autounfall sein, auch einen leichten Autounfall, Stürze alle Art, Zahnarztbesuche, Plötzliche Trennungen, Scheidungen. Das kann eine Abtreibung sein, auch wenn die Frau es selbst vielleicht gewollt hat. Diese und ähnliche Ereignisse können zum Schocktrauma führen. Viele Menschen haben Symptome und können sich einfach nicht erklären, woher sie kommen. Noch komplexer wird das Ganze, wenn wir Entwicklungstrauma betrachten.
Entwicklungstrauma
Das ist ein Begriff, der sich noch nicht ganz durchgesetzt hat. Die Fachwelt, die sich die letzten Jahre überwiegend mit Schocktrauma beschäftigt hat, stellt mehr und mehr fest, dass nicht alle Symptome, die bei Menschen auftauchen auf einen Schock zurückzuführen sind, sondern oft auf viel tiefere und ältere Traumatisierungen, die eine völlig andere Wirkung in unserem Körper und unserer Psyche hinterlassen. Sie erstrecken sich über einen längeren Zeitraum, weil wir in unserer Kindheit belastenden Situationen noch viel weniger entfliehen konnten als im Erwachsenen Alter. Auch hier gilt wieder es muss keine Katastrophe gewesen sein.
Es kann sein, dass wir eine Mutter hatten, die sich nicht auf uns einstellen konnte, die selber viel Angst hatte oder keine Zeit, die uns stundenlang schreien lassen hat, weil sie den Glauben anhing, Kinder soll man nicht so oft stillen und verwöhnen.
Sekundärtrauma
Sekundärtrauma betrifft die Menschen, die anderen in Notsituationen helfen oder zeugen von traumatischen Ereignissen werden, z.B. Notärzte, Rettungshelfer, Polizisten, Feuerwehrleute, Therapeuten, aber auch zufällige Zeugen von Gewalt oder anderen furchtbaren Ereignisse.
Generationsübergreifendes Trauma
Generationsübergreifende Trauma ist in Deutschland durch die Kriegskinder-Generation bekannt geworden. Menschen, also unsere Eltern und Großeltern, die den Krieg erlebt haben, reagierten mit Verdrängung oder Abspaltung und haben diese traumatische Situation selten verarbeitet. Eine Folge davon war, dass sie häufig für ihre Kinder nicht sehr empathisch waren, da ein aufgeschlagenes Knie nun mal nicht so schlimm ist, wie im Bombenkeller zu sitzen und Angst zu haben zu sterben.
Über Familienstellen und andere systemische Therapien ist das Thema Generationsübergreifendes Trauma sehr viel mehr in den Blickpunkt gerückt.
Soziales Trauma
Unter sozialem Trauma versteht man, wenn viele Menschen betroffen sind, wie bei Zugunglücken, Terroranschlägen, Kriegen oder allen Dingen, wo viele Menschen beteiligt sind und sich eine breite, soziale Auswirkungen zeigt.
Potenziell sind plötzlich abgerissene Verbindungen sehr häufig traumatisch. Das ist für uns sehr schlimm, wenn wir plötzlich jemanden verlieren, sich jemand aus unserem Leben verabschiedet.
Definition Trauma ist also nicht sehr leicht zu bestimmen.
„zu viel, zu schnell, zu plötzlich“ nennt Peter Levine Trauma.
Es gibt viele Definitionen, die beschreiben die Ereignisse oder versuchen zu beschreiben, was passiert sein muss, damit es als Trauma definiert werden kann. Dies funktioniert so nicht, weil tatsächlich ein Ereignis für eine Person traumatisch sein kann und für eine andere Person nicht.
Dies hängt von unserem Zustand ab, der Stabilität unserer Lebensumstände, den Ressourcen, über die wir verfügen und der Regulationsfähigkeit unseres Nervensystems.